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In memoriam Luis Peebles Skarnic

Luis Peebles am Tag des Interviews im März 2021

Luis Peebles am Tag des Interviews, 2021

Erick Zott y Luis Peebles durante las declaraciones en el jucio de la SBED contra Amnesty International y la revista Stern

Luis Peebles und Erick Zott als Zeugen in Köln

von Evelyn Hevia Jordán

News vom 13.02.2025

Im Jahr 2003 hatte ich das Glück, Dr. Luis Peebles an der Universität für Kunst und Sozialwissenschaften kennenzulernen, wo er mein Professor für Psychopathologie und Psychiatrie war. Ich erinnere mich, dass er eine weiße Schürze trug und seine Taschen mit Süßigkeiten und zuckerhaltigen Getränken gefüllt waren. Ich dachte immer, das sei wohl seine Art, die langen Arbeitstage zu überstehen, die Psychiater haben, die im öffentlichen Gesundheitswesen arbeiten und gleichzeitig an der Universität lehren. Bei ihm lernte ich etwas über Asklepios, den griechischen Gott der Heilkunst. Auch über verschiedene psychiatrische Syndrome und Pathologien, wobei sein Sichtweise immer über die in den Handbüchern beschriebenen Zeichen und Symptomen hinaus reichte.

Seit dem ersten Vortrag im „Psychopathen“-Kurs blieb mir das ruhige Timbre seiner Stimme im Gedächtnis, das er auch dann beibehielt, als er als Überlebender der Colonia Dignidad und als Kronzeuge gegen Paul Schäfer und seine „Schergen“ auftrat, und auch dann, als eine Generation von Studenten seine Geduld auf die Probe stellte.

Fast zwei Jahrzehnte später hatte ich die Gelegenheit, ihn für das Oral History Archive zur Geschichte der Colonia Dignidad zu interviewen und konnte mehr über seine Lebensgeschichte, seine Jugendzeit in Antofagasta und seine Ausbildung bei den Jesuiten erfahren, er sprach über sein Studium in Concepción und seine unausweichliche Aktivität im MIR; über seine Tage im Untergrund nach dem Putsch 1973 und seine anschließende Verhaftung und Verbringung an verschiedene Orte der Entführung und Folter, unter anderem in die Colonia Dignidad. Ich war nicht gleichgültig gegenüber der medizinischen Präzision, mit der Professor Peebles die Folterungen beschrieb, denen er in dieser Kolonie ausgesetzt war. Auch nicht, als ich seine zahlreichen Zeugenaussagen vor Gericht und in der Presse las, die in Archiven in Chile und Deutschland verfügbar sind.

Luis „Kiko“ Peebles, wie er von den ihm Nahestehenden genannt wurde, war ein Zeuge der ersten Stunde, als er nach Belgien ins Exil gehen musste. Er war ein unermüdlicher Kämpfer für die Menschenwürde, ein Mann, der mehrmals an den Ort zurückkehrte, an dem er in die Hölle der Folter hinabgestiegen war, weil er den Mikrokosmos der Colonia Dignidad verstehen wollte, um die genauen Orte ausfindig zu machen, an denen er zusammen mit seinen Kameraden gefoltert worden war, jenen, die nicht überlebten, um die Geschichte zu erzählen. Bei seiner Rückkehr nach Chile musste er sich auch mit anderen Ärzten, Kollegen, auseinandersetzen, die Teil des repressiven Systems waren, dem er selbst Jahre zuvor ausgesetzt war.

Ein Kämpfer, unermüdlicher Zeuge, Gefährte, Vater, Großvater, Lehrer so vieler Schülergenerationen, ein Experte, der sich als Psychiater sowohl hier als auch im Exil den Schmerz so vieler anderer angehört hat, hat diese Welt verlassen. Zweifellos wird seine ruhige Stimme weiterhin wie ein Flüstern die Schulden nachhallen lassen, die weiterhin offen sind, und sein Name wird in die Geschichte der Suche nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Erinnerung eingeschrieben bleiben.

Diese Zeilen sind seinem Andenken gewidmet.

Das lebensgeschichtliche Interview mit Luis Peebles Skarnic können Sie (nach Registrierung) hier sehen:

https://archiv.cdoh.net/de/interviews/cd045

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