„Der Prozess des Zuhörens, des Anhörens, des Unterstützens, von manchmal mit unbändiger Emotionalität geladenen Ausdrücken, die das gesamt emotionale Spektrum abdecken – von extremem Hass, Wut, über Frustration und Ohnmacht bis hin zu trostloser Traurigkeit und endloser Leere – war ein entscheidender Beitrag zur Wahrheit, zur Gerechtigkeit und zur Wiedergutmachung.“ Winfried Hempel

Der neu erschienene Band zeichnet ein lebendiges Bild vom Stand der Auseinandersetzungen um einen Gedenkort auf dem Gelände der ehemaligen Colonia Dignidad.

In seinem einleitenden Beitrag fasst Jan Stehle die Vorgeschichte und den Stand der Aufarbeitung der Verbrechen der Colonia Dignidad bis zum heutigen Tag komprimiert zusammen und legt damit die Grundlage für die folgenden Beiträge.

Als komplexen Weg zu einer fragilen Verständigung beschreibt Elke Gryglewski den Prozess der Dialogseminare und erläutert die dabei angewandten Methoden und Erfahrungen.

Die konkreten Gedenkstättenpläne zeigt Jens-Christian Wagner im Spannungsverhältnis von historisch-politischer Bildung und den Erwartungen der Opfer.

Unter dem Titel „Wir können nicht mehr lange warten“ erläutert Evelyn Hevia Jordán die Folgen des langwierigen Prozesses für die Betroffenen.

Ein ganz wesentlicher Bestandteil des reich bebilderten Bandes sind kürzere Berichte von VertreterInnen der höchst unterschiedlichen Betroffenengruppen, die an den Seminaren teilgenommen haben, sowie von Expertinnen aus Chile und Deutschland. Alle geben dabei sehr persönliche Einblicke in ihre Erfahrungen.

Die hiermit wärmstens empfohlene Publikation soll dazu beitragen, dass der nun gut dokumentierte und dennoch weiterhin fragile Verständigungsprozess fortgesetzt und das Gedenkstättenkonzept endlich vor Ort umgesetzt werden kann.

Sie ist den Opfern der Colonia Dignidad gewidmet.

Gryglewski, Elke / Jordán, Evelyn Hevia / Stehle, Jan / Wagner, Jens-Christian: Colonia Dignidad. Auseinandersetzung um eine Gedenkstätte, Wallstein-Verlag, 2024