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In memoriam Don Mile Mavroski Mileva

Mile Mavroski mit Evelyn Hevia, 2019

Mile Mavroski mit Evelyn Hevia, 2019
Bildquelle: cdoh.net / FUB

don Mile Mavroski 2019

Don Mile Mavroski, 2019
Bildquelle: CDOH, FU Berlin

News vom 12.06.2020

Don Mile Mavroski wurde im Jahr 1933 in Mazedonien geboren und kam 1955 nach Chile. In Concepción lernte er seine Ehefrau Carmen Sepúlveda kennen, mit der er zwei Kinder hatte. Die Familie zog nach San Carlos, wo er ein Beerdigungsinstitut gründete. Wiederholt unterstützte er dabei solidarisch auch Familien, die sich eine würdige Beerdigung sonst nicht hätten leisten können. Nach dem Militärputsch von 1973 wurde Mile Mavroski Mileva verhaftet und beschuldigt, dem MIR anzugehören, ein sowjetischer Spion zu sein und mit Waffen zu handeln. Im Januar 1974 brachten sie ihn aus dem Gefängnis in Chillán in die Colonia Dignidad. Don Mile war dort elf Monate lang gefangen. Damit war er der Gefangene, der die längste Zeit dort festgehalten, verhört und gefoltert wurde. Nach Chiles Rückkehr zur Demokratie sagt er vor der Comisión Nacional sobre Prisión Política y Tortura (Comisión Valech) aus und wurde in deren Aufstellung der politischen und gefolterten Gefangenen aufgenommen. Er starb am 10.Juni 2020 in San Carlos.

Das Interview mit Don Mile im Juli 2019 war das erste des Projektes CDOH in Chile.

Die Interviewerin Evelyn Hevia erinnert sich: "Ich kam an diesem Morgen zum Interview in Begleitung von Edison und Manuel, den Kollegen des Medienteams und von Luis Narváez, einem Journalisten, der Don Mile seit Jahren kennt. Mit Luis und dem Rechtsanwalt Hernán Fernández hatten wir Don Mile bereits 2016 besucht, damals allerdings im Krankenhaus; inzwischen wohnte er in einer Seniorenresidenz und seine Tochter erzählte uns, dass ihm in der Woche nach unserem Interview die Ehrenbürgerschaft seines Wohnortes San Carlos verliehen werden würde. Denn Don Mile war eine bekannte Persönlichkeit in der Stadt, ein solidarischer Mensch, immer elegant, gut gekleidet und mit einer Pfeife zwischen den Lippen oder in den Händen. Am Tag des Interviews erschien er wie üblich mit einem strahlenden Lächeln, aber auch mit einem gewissen Widerstand dagegen, sich an die schwierigen Momente seines Lebens zu erinnern. Wir nahmen das Interview auf, in den Pausen aßen wir gemeinsam Kuchen und tranken Tee, er erzählte uns von seiner Kindheit in Mazedonien, wo er Schafe und Ziegen hütete, er sprach vom Krieg und zeigte uns die Tätowierung auf seinem Arm, die dazu dienen sollte, ihn im Falle seines Todes bei einem Bombenangriff identifizieren zu können.

Er erzählte uns auch, dass er dank der "bösen Wörter", die ihm von Freunden und Kollegen beigebracht wurden, die er bei seiner Ankunft im Land traf, gelernt habe, "chilenisch zu sprechen". Als wir uns an diesem Nachmittag von Don Mile verabschiedeten, gingen wir in dem Bewußtstein, dass wir eine großartige Lebensgeschichte aufgezeichnet haben, denn trotz der Kürze von Don Miles Bericht bleibt damit das Zeugnis vom Leben eines großen Mannes und eines Überlebenden von so vielen verschiedenen Kämpfen erhalten."

Sein Interview wird im kommenden Jahr im Oral History-Archiv öffentlich zugänglich.

Es ist uns eine Ehre, durch dieses Projekt eine Aufzeichnung seiner Lebensgeschichte bewahren zu können.

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