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Veröffentlichung der Interviewplattform „Colonia Dignidad. Ein chilenisch-deutsches Oral History-Archiv“

Präsentation des Oral History-Archivs durch Philipp Kandler und Dorothee Wein (FU Berlin, CDOH)

Präsentation des Oral History-Archivs durch Philipp Kandler und Dorothee Wein (FU Berlin, CDOH)

News vom 21.03.2022

Am 17. März 2022 wurde die Interviewplattform „Colonia Dignidad. Ein chilenisch-deutsches Oral History-Archiv“ veröffentlicht. Unter archiv.cdoh.net sind nun nach Anmeldung 64 lebensgeschichtliche Interviews mit ehemaligen Bewohner/innen, politischen Gefangenen, Angehörigen und weiteren Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der Colonia Dignidad in geschützten Rahmen im Internet zugänglich.

Die Eröffnungsveranstaltung fand vor Ort im Berliner Humboldt Forum statt und wurde zugleich simultan gedolmetscht und in beiden Sprachen live gestreamt. Nach den Grußworten von Vertreter/innen der Politik und Partnern des Projekts äußerten 18 Interviewte ihre Wünsche für das Oral History-Archiv, die sie vor der Veranstaltung selbst als Videobotschaften aufgezeichnet hatten.

Projektleiter Stefan Rinke führte in das Projekt ein, Dorothee Wein und Philipp Kandler stellten das Interviewarchiv vor und setzten mit Interviewausschnitten inhaltliche Schlaglichter. Nach einer Pause diskutierte ein Podium mit Zeitzeug/innen, Expert/innen und dem Publikum über die Chancen und Herausforderungen für das Oral History-Archiv und die Aktualität der Aufarbeitung der Colonia Dignidad.

Rund 100 Interessierte nahmen vor Ort teil, 70 weitere im deutschsprachigen und 30 Personen im spanischsprachigen Live-Stream. Interviewte aus unterschiedlichen Gruppen waren vor Ort zu Gast und beteiligten sich an der lebhaften Diskussion. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem Humboldt Labor durchgeführt.

Am folgenden Vormittag wurden auf einem Symposium die Spezifik des Interviewarchivs und die Möglichkeiten, die es für die weitere Auseinandersetzung mit der Thematik bietet, vorgestellt und diskutiert. Im Mittelpunkt standen dabei ethische Fragen, das Verhältnis zum geplanten Gedenkort in der Colonia Dignidad und die Frage, wie ein Lernen mit den Videozeugnissen aussehen kann.

Das Projekt „Colonia Dignidad. Ein chilenisch-deutsches Oral History-Archiv“ sammelt und erschließt Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen einer deutschen Sektensiedlung im südlichen Chile. Zwischen 1961 und 2005 wurden die Sektenmitglieder und ihre Kinder isoliert, indoktriniert, ausgebeutet, gequält und sexuell missbraucht. Während der chilenischen Diktatur 1973 bis 1990 wurden Oppositionelle dort gefoltert und ermordet. Diese Verbrechen wurden bislang nur ungenügend aufgearbeitet.

Im Rahmen des Projekts wurden 64 lebensgeschichtliche Interviews mit Bewohner/innen, politischen Gefangenen, Angehörigen von Verschwundenen, von Paul Schäfer missbrauchten chilenischen Jungen und weiteren Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geführt. Die deutsch- oder spanischsprachigen Video-Interviews wurden transkribiert, übersetzt und wissenschaftlich aufbereitet. Die Interviews werden in einem Online-Archiv in geschütztem Rahmen bereitgestellt.

Das Projekt der Freien Universität Berlin wurde gefördert vom Auswärtigen Amt im Auftrag des Bundestags. Unter der Leitung von Prof. Stefan Rinke wurde es umgesetzt von der Abteilung Geschichte des Lateinamerika-Instituts und dem Bereich Digitale Interview-Sammlungen der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin.

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  • Bilder der Veranstaltung
  • Grußworte von Botschafterin Marian Schuegraf (Lateinamerika-Beauftragte im Auswärtigen Amt), Renate Künast (MdB), Staatssekretärin Haydée Oberreuter (Justizministerium, Chile) und Dra. Elizabeth Lira (Universidad Alberto Hurtado)
  • Teilnehmer/innen der Podiumsdiskussion: Esther Müller (Ex-Colona), Margarita Maino Canales (Schwester des Verschwundenen Juan Maino Canales), Hernán Fernández Rojas (Rechtsanwalt), Evelyn Hevia Jordán (Interviewerin, FU Berlin), Jo Siemon (Interviewerin), Dra. Elizabeth Lira Kornfeld (Psychologin, Universidad Alberto Hurtado), Moderation: Prof. Dr. Stefan Rinke (FU Berlin)
  • Beiträge zum Symposium von Dr. Cord Pagenstecher (FU Berlin), Evelyn Hevia Jordán (FU Berlin), Dr. Elke Gryglewski (Stiftung Niedersächsiche Gedenkstätten), Jo Siemon und Kurzbeiträge von interviewten Zeitzeug/innen
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